Das neue Haus in Strolling Woods ist fertig!
Barbara Fischer-Bartelmann
Nach dem entsetzlichen Verlust ihres alten, historischen Hauses, das
in der Neujahrsnacht 2001 bis auf die Grundmauern niederbrannte,
konnten die Pessos in diesem Sommer endlich ihr neues Haus
beziehen. Dies bedeutet das überfällige Ende von 3 ½ sehr belastenden
Jahren: einer sehr provisorischen Unterkunft mit Privaträumen und
Büros in einer kleinen, alten Blockhütte, vor allem aber einer sehr
unerfreulichen Zeit für Diane, die den Wiederaufbau
organisierte. Allerlei bürokratische Hemmnisse in Form von Bau- und
Nutzungsgenehmigungen waren zu überwinden. Zudem sehen viele Nachbarn
die „kommerzielle“ Nutzung dieses Grundstückes nicht gerne und hatten
wohl darauf gehofft, dass sich die Pessos auf ihre alten Tage den
Mühen eines Neuaufbaus nicht unterziehen würden. Aus diesem Grund
wurden die Bauarbeiten auch mehrmals mit zusätzlichen Auflagen zum
Brandschutz und sogar Baustops hinauszögert, die auch noch
unnötigerweise Nässeschäden an der halbfertigen, damals noch nicht
überdachten Holzkonstruktion nach sich zogen.
Noch kann das Haus nicht voll genutzt werden. Erst nach dem Einbau
eines Aufzugs dürfen mehr als drei Zimmer vermietet werden, und die
Küche ist erst dann zur Bewirtung von Kursteilnehmern freigegeben,
wenn vier verschiedene Waschbecken, Lüftung etc. eingebaut worden
sind. Aber immerhin konnten die Pessos ihre neuen Privaträume
beziehen, das Gebäude mit einem großen Familientreffen einweihen und
damit beginnen, im Haus Workshops abzuhalten.
Da die Baugenehmigung an der Stelle des alten Gebäudes „The Barn“ nur
hätte erhalten werden können, wenn innerhalb eines Jahres das neue
Haus an dieser Stelle gestanden wäre, mussten die Pessos auf eine alte
Erweiterungsgenehmigung für das frühere „South House“
zurückgreifen. Innerhalb des hierdurch vorgegebenen Rahmens wurde um
dieses Haus (mit dem früheren Gruppenraum und einigen kleinen
Gästezimmern) herum das neue errichtet. Aus den alten weißgestrichenen
Sprossenfenstern blickt man nun nach Süden in eine Art Wintergarten
mit großen Fensterflächen, der sich wiederum zum Webster Lake hin
öffnet und als großer Besprechungsraum nutzbar ist. Östlich (im Bild
rechts) davon befindet sich der neue Anbau. Seinen Kern bildet der
angenehme und großzügige Gruppenraum, ebenfalls mit riesigen
Fensterflächen ausgestattet und einen weiten Blick auf die Lichtung
bietend, die hinunter zum See führt. Im ersten Stock umgibt ihn eine
Galerie mit den Privaträumen der Pessos, im unteren Halbgeschoß sind
neue wunderschöne und behindertengerecht ausgelegte Gästezimmer
ebenfalls mit Seeblick eingerichtet. Die Fenster der Küche im
nördlichen Erdgeschoß öffnen sich hinauf zu der Stelle, wo vom alten
Haus keine Spur mehr zu finden ist bis auf einen Haufen grober
Steinsbrocken.
Wie anhand des Bildes zu erahnen ist, wurde das Haus mit sehr viel
naturbelassenem Holz erbaut und ist großzügig, klar und voller
Licht. Vor allem der große Fenstergiebel des Gruppenraums erinnert wie
auch der Wintergarten in seiner Form und Höhe an die Atmosphäre in der
umgebauten Scheune des abgebrannten alten Hauses.
Noch wichtiger als die Freude an der gelungenen Architektur und
Atmosphäre und die noch immer etwas wehmütige Erinnerung an das
Verlorene ist aber, dass nun endlich wieder die Kräfte frei werden zur
Fortsetzung derjenigen therapiebezogenen Projekte, die durch den Brand
vereitelt wurden. Das Motto der im Juni 2005 in Minneapolis geplanten
Internationalen PBSP-Konferenz: „Remembering our Roots – Spreading our
Wings“ gibt ganz treffend die Stimmung in Strolling Woods wieder:
neben dem Bewusstsein der weiten Strecke, die bis hierher
zurückzulegen war, eine ganz besondere Aufbruchsstimmung. Endlich hat
die Pesso-Therapie wieder einen Platz (im Wort- wie im übertragenen
Sinn, und zwar – wie die Architektur zeigt – den zentralen), endlich
kann man sich wieder dem Eigentlichen zuwenden.
Beispielsweise waren gerade vor dem Brand alle Vorbereitungen
abgeschlossen gewesen, alle Geräte und Materialien eingerichtet, um
anhand der über die Jahre gesammelten Videoaufnahmen Lehrmaterial für
zukünftige Pesso-TherapeutInnen zu erstellen. All das Bildmaterial ist
verlorengegangen; unwiederbringlich bis auf einige wenige, verstreut
existierende Kopien. Im Gruppenraum des neuen Hauses sind aber nun
alle Anschlüsse vorhanden, um die therapeutische Arbeit erneut
aufzeichnen zu können, diesmal mit mehreren Kameras und neuester
Technologie. Die Leitungen sind so verlegt, dass sogar in einem
separaten Raum eine Aufnahmeleitung mit „Regiepult“ eingerichtet
werden kann. Auch die Voraussetzungen für Videokonferenzen sind
gegeben, so dass auch in Jahren, in denen Al nicht mehr so viel wird
reisen können (immerhin hat er im September seinen 75. Geburtstag
gefeiert), Therapie, Ausbildung und Supervision selbst über große
Distanzen hinweg möglich sein werden.
Alles in allem ist Al und Diane neben der Erleichterung und dem Stolz
auf das Geleistete vor allem anzumerken, wie sehr ihnen daran liegt,
die Zukunft der Methode der Pesso-Therapie vorzubereiten. Die
genannten Projekte zur Dokumentation der Arbeit sowie die kurzfristig
angesetzte, seit Jahren überfällige Supervisoren-Ausbildung für die
USA legen hiervon Zeugnis ab. Wie es einer der zukünftigen
Supervisoren ausdrückte: „This stuff is so good, it should never leave
this planet!“